Wozu ein Leitbild, noch dazu eines, das tatsächlich gelebt wird von allen Beteiligten (das ist unser absoluter Anspruch) Nun, eine Gemeinschaft braucht eine Identität und Regeln, die die ethische und soziale Qualität im Miteinander sichern. Gemeinsame Sichtweisen stärken gemeinsames Tun. Unser Ziel ist Harmonie, Wertschätzung und Gleichwürdigkeit (nach Jesper Jul) auf Augenhöhe mit allen Mitgliedern unserer Gemeinschaft. Das ist nicht viel, aber es reicht für eine Großfamilie. Jeder, der unsere Werte freien Herzens vertritt, ist uns willkommen, je bunter, je lieber.
Wir betrachten den Menschen als soziales Wesen, dass naturgemäß innerhalb einer Generationen-Gemeinschaft lebt, deren Grundpfeiler gemeinsame Werte sind. In früheren Generationen wurden Frieden und Gemeinsinn durch die 10 Gebote gesichert. Heute führt der der Individualisierungsprozess und das Ego unsere Generationen-Kontrakte immer mehr ins Chaos und damit in die Auflösung. Friedfertigkeit, Kooperation, nach Lösungen suchen, statt „Schuldige“ finden, Eigenverantwortung und Verantwortung für den Anderen, sind aber unersetzlich, denn die Kraft und Sicherheit einer Gemeinschaft zu genießen, verpflichtet auch, seinen Teil einzubringen." „Gemeinschaft verpflichtet“ Die Früchte sind aber ein Leben in Anteilnahme, Leichtigkeit und ein Miteinander mit Empathie und Verbundenheit. Gemeinsam sind wir stark !
Keiner kann alles; jeder hat Talente und Fähigkeiten, die er einbringen kann. ( aus der Machtpyramide wird eine bunte „Tafelrunde“) In unserer Gemeinschaft arbeiten und leben: staatlich geprüften Erzieherinnen, Kinderkrankenschwestern, Sozialpädagogen, Heilerziehungspfleger sowie Kindheitspädagogen und Erziehungswissenschaftler. Alle Mitarbeiterinnen werden systemisch bei uns geschult und praktizieren mit der systemischen Grundhaltung und unserem Leitbild einen pädagogischen und menschlich-spannenden Alltag. Eine große Bereicherung sind unsere Köchinnen, Hausmeister, Reinigungs-Profis und viele Eltern, die alle Teil des Miteinanders sind und unsere Kinder mit prägen. Viele unserer Kita-Kinder und Schüler wollen „Hausmeister“ oder „Küchen-Chefin“ werden. Unterschiedliche Schwerpunkte wie: Systemisches Coaching, Natur-, Tier- und Musikpädagogik finden sich in allen unseren Einrichtungen wieder und sind wesentlicher Bestandteil des Alltags in einem lebendigen Miteinander von Jung und Alt.
“Als das Schulkinderhaus am Paderborner Abdinghof 2007 im Sommer die Tore schloß, war es besiegelt, dass sich von den ehemaligen Mitarbeitern zwei „mutige alten Hasen“ Heike Seele anschlossen und sich mit wenig Geld, aber Löwenengagement und großer Begeisterung und einem unglaublichen Zeitaufwand, der Gründung einer privaten Kita widmeten.”
... mit einer Ich-AG und monatlich 1.000 € Lohn.
Der Vermieter in der Vattmannstr. hatte eine klare Einschätzung zu dem kühnen Vorhaben:
"Entweder das ist binnen 6 Monaten erfolgreich, oder es wird wieder geräumt."
Aus anfänglich acht Kindern wurde nach wenigen Wochen eine Gruppe, bald eine zweite und binnen einem Jahr eine dritte Gruppe. Derweil wurde ein Großfamilien-Konzept geboren. Denn: alle Arbeiten mussten, wie zu Hause, von allen Bewohnern erledigt werden; die Kinder wurden wie selbstverständlich, in alle Arbeiten einbezogen.
Das anfänglich sehr schmale Haushaltsbudget ließ keinen Raum für die heutige Köchin, Hausmeister, Schreiner, Gartenbauer, Reinigungsfrau und Wäscherein. Und so wurde im Lummerland Gemeinschaft und Familienleben Programm und es war wunderbar. In der großen Wohnküche wurde mit uns drei Erziehern und den paar Kindern gewerkelt, gegessen, gekocht, geputzt, gebügelt, gefeiert und geklönt. Die Wäsche wurde gemacht, der riesige Garten zu einem Spielparadies gerodet und angelegt. Das Haus und die Waschräume in Stand gehalten, nebenbei wurden Einkäufe getätigt, Kinder von der Schule abgeholt, Hausaufgaben erklärt und Nachhilfe erteilt – „Fränzchen, lies noch mal vor, wenn ich den Kuchen verziere..“
Als drei Monate später das erste Baby einzog, wurde es in alle Arbeiten mit einbezogen, wie auch die späteren „Nachrutscher“. Als Unternehmerin hatte ich viele verschiedene Arbeits-Outfits. Die Schürze in der Küche, die Gummihandschuhe am Putzwagen, aber flugs den Blazer, wenn Besuch kam, die Gummistiefel und die Schürze mit den Wäscheklammern für die Gartenarbeit und die Aktenmappe für die Ämtergänge – Brei- und Spuckflecken im kleinen Schwarzen mal beiseite. Kinder arbeiten gern, vor allem wenn viel Wasser fließt, Topfdeckel ordentlich klappern und man viel Obst und Gemüse verarbeiten und futtern kann. Einen Putzwagen schieben und damit Renn-Rallyes durch große Dielen veranstalten, um die Wette Nasen an Scheiben platt drücken und das Fenster hinterher sauber putzen, oder mit Allrounder und Buchhalter Rudolf eine Hütte für die Hasen und die Gummistiefel bauen, einen Sandkasten anlegen – alles ist auch Spiel und tolle Erfahrung fürs Leben.
Nach der Arbeit blieb immer Zeit für Themenprojekte, Entspannung, Erzähl- und Kuschelstunden, Lagerfeuer, Eltern-Leitwolftraining, denn den „Supernannis“ geht der Stoff für spannende Lernstunden in der Praxis nie aus. Kinder brauchen einerseits spannende Angebote und abenteuerliche Erlebnisse, anderseits benötigen sie aber auch eine enge Beziehung zu liebevollen, aber klaren Begleitern, die eine familienähnliche Struktur erfahrbar machen. Aus dieser Geborgenheit in Kleingruppen mit vertrauten Bezugspersonen – wir nennen sie Leitwölfe – heraus läßt sich die Welt entdecken. Neugier und Forschergeist und gemütliches Miteinander treibt alle kleinen und großen Lummerländer an.
Der tägliche Rhythmus und die klaren Rituale: aus gemeinsamer Arbeit und Absprachen mit Groß und Klein, mit vielen Tieren, aus gemeinsamen Mahlzeiten, aus Spiel, Spaß, Bewegung und Schlaf, Abenteuer und Ruhephasen, schaffte Harmonie und eine unglaublich hohe Sozialkompetenz, gepaart mit vielen lebenspraktischen Erfahrungen und Fertigkeiten. Probleme gab es reichlich und waren stets buntes Lernfeld für kreative Lösungen. So wurden wir, wie nebenbei, Profis für alle Lebenslagen.
Ein Konzept für eine Großfamilie war geboren, eine systemische Organisation geschaffen, aber ein neues Dach für das lebendige Leben musste (statt der „Ich AG“) für die Nachhaltigkeit kreiert werden: Die Seele-Stiftung war die Lösung.